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T.T.Heinze 1846-1945
Geschichte eines niederschlesischen Industrieunternehmens

Teil 3: Zenith


Zenith In den Friedenszeiten vor dem zweiten Weltkrieg waren die Verhältnisse des Unternehmens im großen und ganzen gleichbleibend wie folgt gekennzeichnet.

T.T.Heinze hatte sich zur führenden deutschen Geschäftsbücherfabrik entwickelt und insbesondere die Brieger Konkurrenz, die Geschäftsbücherfabrik Loewenthal AG hinter sich gelassen . Unter den Ursachen seines Erfolges ist die Personallage an erster Stelle zu erwähnen. Das Unternehmen gab Brot für die Familien einer von 700 Fachkräften, Angestellten und (größtenteils) ungelernten oder angelernten Arbeitern. Selbst in Kriegszeiten Anfang 1943 waren es noch ca 500. Die Personalverhältnisse zeichneten sich aus durch große Homogenität hoher Qualifikation und hohen Engagements der Arbeiter und (einem großen Anteil von) Arbeiterinnen, der Fachkräfte, der mittleren und obersten Führungsebene zur Arbeit, zur konkreten Aufgabe und zum Unternehmen, was auch aus der meist fast berufslebenslangen Zugehörigkeit zur Firma zu schließen ist. Gerade diese Homogenität ermöglichte es dem Unternehmen auch, während großer Teile seines Bestehens eine geringe Anzahl von Strafgefangenen zu beschäftigen.

Die Führungsebene der Fa. T.T.Heinze während der 1930er und 1940er Jahre hatten ihre Positionen großenteils seit langem inne. So stand jeder der Prokuristen Cyrol, Captuller und Adam mehr als 50 Jahre in zuletzt leitender Stellung in Diensten des Unternehmens. Bei den Werkmeisternwaren Zugehörigkeitszeiten von mehr als 30 Jahren die Regel.

Prokurist Cyrol Herr Dietrich Herr Rößler Herr Weiß Herr Adam
Prokurist Steinhagen Herr Olbrich Herr Poguntke Herr Raschke Herr Scholz

Viele der Fotographien stammen aus den 1950er Jahren.
Ausstattung Das Unternehmen verfügte über das bereits beschriebene arrondierte Grundstück in bester, ruhiger Bahnhofsnähe, mit gepflasterten Wegen und ausgedehnten Gartenflächen, umgeben mit einem es noch heute zierendem Eisenzaun, der mindestens 40.000 RM gekostet hat, über die ebenfalls oben beschriebenen Fabrikgebäude im Wert von 840.000 RM, Anlagen und Einrichtungen nebst Zubehör im Wert (ohne Maschinen) von 1.095.000 RM, Roh-, Halbfertig- und Fertigmaterial im durchschnittlichen Wert von 1.350.000 RM, über das oben erwähnte Wohnhaus Dreiankerstraße 4 und die erwähnten zwei Villen mit zusammen mindestens 37 Wohnräumen im Wert von weit über 200.000 RM. (Vgl. die Anmerkug zum Wert der Immobilien und Einrichtungen.)

T.T.Heinze betrieb rund 600 große und größere und viele kleine Maschinen, davon 83 Druckmaschinen, 51 Liniermaschinen (unter den Druck- und Liniermaschinen die modernsten Hochleistungsmaschinen ihrer Art), Pressen, Schneide-, Heft-, Perforier- und paginier maschinen, Stanzen, Falz- und Prägemaschinen, dazu die bereits erwähnte Transmissionsanlage mit ca 500 m Länge und 2,2 km Lederriemen. Die Stars unter den Maschinen waren Druckmaschinen und Liniermaschinen, zum Teil von Fa. König und Bauer, und eine Schnellscheidemaschine der Fa. Leipzig. (Vgl. die Anmerkung zum Wert desMaschinenparks.)

Die Anlagen von TT Heinze waren nicht nur vorbildlich errichtet und ausgestattet und mit ersten Maschinen bestückt, sondern vor allem wurden diese jederzeit großzügig und gründlich gewartet (43). Die Maschinen liefen Dank dieser Pflege seit Jahrzehnten, die älteste davon, eine Ende der 1880er Jahre angeschaffte Drahtheftmaschine, lief 1944 ebenso wie die Deutz-Gasmotoren aus dem 1. Jahrzehnt nach 1900 wie am ersten Tag (44).
1938/1939 Der Sachwert des Unternehmens in Reichsmark zu Kriegsbeginn läßt sich aus den Unterlagen wie folgt abschätzen:

                                                                        RM
Grund und Boden                                          400.000
Gebäude                                                    1.170.000
Wohngebäude                                               200.000
Maschinen (Anschaffungspreis ./. 50%)          500.000
Einrichtungen und Zubehör                         1.000.000
Setzereimaterial                                              70.000
Fuhrpark                                                        10.000
Rohstoffe                                                     540.000
Halb- und Fertigfabrikate                            1.000.000
Summe                                                    4.890.000
Umsatz,
Gewinn
Es wurden, wie Werkmeister Oblrich bestätigt hat, durchschnittlich ca 1900 to Papier jährlich verarbeitet

Olbrich(1)  Olbrich(Transkript)

Das Unternehmen unterhielt - vgl. die nachstehende Aufstellung des Werkmeisters Blaschke - auf 2.300 qm ein Rohstofflager (vor allem Papiere und Pappen) im Wert von durchschnittlich 600.000 RM. Das in 6 Sälen mit 3000 qm unterhaltene Fertigwarenlager hatte durchschnittlich einen Wert von 1 Million RM
Blaschke(1)  Blaschke (2)  Blaschke (Transkript)


Die Firma erzeugte nur Qualitätsware. Sie setzte ihre Produkte in Deutschland mit Hilfe eines Netzes hervorragend qualifizierter, in der Regel ausschließlich für sie tätiger Bezirks-Handeslvertreter (früher sogenannte Reisende), darüber hinaus auch im Ausland und insbesondere in Südamerika, Indien, den holländischen Kolonien, Australien, Ägypten, eventuell Australien (47). Der Friedens-Jahresumsatz betrug ca 3 Millionen RM. Die Firma arbeitete ausschließlich mit Eigenkapital. Anlagen und Einrichtungen, insbesondere Maschinen waren auf ein Mindestmass abgeschrieben. Entgegen Behauptungen in der Literatur unterlag das Unternehmen niemals einem "Druck von der Kapitalseite" und wurde niemals in eine Kapitalgesellschaft (GmbH oder AG) umgewandelt; seine Eigentümer haben immer und bis zum Schluß persönlich gehaftet. (24) Seine erstklassige Verfassung ermöglichte es dem Unternehmen, die Wirtschaftskrisen der 20er und 30er Jahre ohne Substanzschaden zu überwinden.

Der von Zins- und Tilgungsverbindlichkeiten unbelastete Friedens-Jahresumsatz betrug ca 3 Millionen RM, der Reingewinn 250.000-300.000 RM wurde weitgehend reinvestiert. Das Gehalt von drei Geschäftsführern betrug je brutto 30.000 RM (zusammen 90.000 RM = 3% des Umsatzes ), ab 1932 gab es nur noch einen Geschäftsführer).

(Vgl. zu den finanziellen Verhältnissen der Fa. T.T.Heinze die Stellungnahme des Prokuristen Steinhagen und von Sachbearbeitern der Brieger Finanzverwaltung in Fußnote 48).
1935 Betriebsausflug 1935 und Feier eines Teils der Belegschaft wohl um die gleiche Zeit

Ausflug 1935       Mitarbeiter

Es gab Kinder- und Belegschaftsfeste.

Betriebsfest I    Betriebsfest II    Betriebsfest III


Betriebsfest IV    Betriebsfest V    Kasperletheater


Die Rutschbahn war am 12.6.1937 am Louistenthaler "Berg" aufgebaut.

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[1=1846 bis 1900; 2=Ausbau seit 1897; 3=Zenith; 4=Diktatur und Zusammenbruch; 5=Epilog]

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